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Mi. 28.9.    Abfahrt Vayrac, Glühwürmchen

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Nachts regnet es leicht, und es wird unangenehm kühl.. Bin ich froh, dass ich noch eine Wolldecke mitgenommen habe. Der Regen ist Grund genug liegen zu bleiben, bis ich wirklich Lust habe aufzustehen: auch Urlaub will geübt sein!

Außerdem kriege ich so  heraus, was bei Nässe alles zu beachten ist beim Zelten dieser Art. Und dass ich gegen Regen ganz gut abgesichert bin, wenn es nicht heftig kommt: die Bootspacksäcke plus viele Plastiktüten sind beruhigend.

Was für ein Luxus: ein Seideninnenschlafsack (so kann ich bedenkenlos auch mal mit nicht ganz sauberen Füssen hinein), Daunenschlafsack, ein 2-kg-Zelt, das in wenigen Minuten auf- und abgebaut ist, eine Leichtgewichtsluftmatratze, sogar mit eingebautem Blasebalg (eine bemerkenswert simple, aber funktionierende Schaumstoff-Konstruktion). Und, Luxus aller Luxusse, ein rückentransportables Kajak, das, wie ich hocherfreut herausfinde, locker das Gepäck für ein bis zwei Wochen aufzunehmen fähig ist. Das ist umso erfreulicher, als es auch an der Dordogne trotz vieler Kanu-Verleihe, praktisch keine gepäckfähigen Kajaks zu mieten gibt.

Wegen ungünstiger Verbindungen nach VAYRAC leiste ich mir ein Taxi. Der freundliche Taxifahrer – er knöpft mir dann sogar weniger ab als auf dem Taxameter steht  -  fährt mich zu SAFARAID, einer  Station der größten Kanu-Verleihkette an der Dordogne. Alles zu, kein Mensch da, fast drei Kilometer bis zum Ort. Erst mal tief Luft holen und verschnaufen. Taxifahrer:“ Gucken wir doch erst mal, vielleicht ist ja ein Paddel da.“ Und kramt mir doch tatsächlich aus dem „kaputte-Paddel-Anhänger“ ein defektes, aber durchaus noch notfalltaugliches Paddel heraus (das ich dann problemlos für die ganze Reise benutze.

Vallee du Lot
Vallée du Lot

Also: jetzt stehe ich mit meinem ganzen Kram in der Wildnis und es geht los! Erst mal rausfinden, wie das Boot zu beladen ist. Erst muss ja alles, was für die Bahnreise gepackt war, in kleinere Portionen aufgeteilt und für die Wasserfahrt hergerichtet werden. Ich nehme mir Zeit, das möglichst gleich richtig zu machen: richtige Größen, Reihenfolgen, Erreichbarkeit. Und siehe da, wie vorher schon vermeldet: es geht alles prächtig in das Boot hinein, bzw. oben drauf, sogar das Wägelchen und das halbe Ersatzpaddel. Und es ist damit noch nicht am Anschlag. Das Boot liegt auch gut im Wasser, das Paddel zeigt sich als durchaus brauchbar. Prima!

Viel Wasser in der Dordogne !
Viel Wasser in der Dordogne !

Die Dordogne führt extrem viel Wasser, hat deshalb heftige Strömung: ausgeschlossen, gegen den Strom zu paddeln, um das vielgepriesene Dorf CARENNAC zu besuchen. Ich hatte in diesem Teil der Dordogne einen beschaulich und ruhig dahin fließenden Fluss erwartet. Es wundert mich nicht, dass Schwimmwesten (für Mietboote) vorgeschrieben sind. Zur Warnung treibt es mich auch ungewollt heftig auf einen Kiesstrand. Ab da passe ich besser auf. Die Ufer sind überall böschig, dann schon ab und zu Kreidefelsen, zum Teil mit Schlösschen oben drauf.

CARENNAC
CARENNAC

Zum Fotografieren ist’s schon zu dunkel, vor allem erfordert die heftige Strömung alle meine Aufmerksamkeit. Außerdem hätte ich gerne noch Brot, Wasser und bald einen Übernachtungsplatz. Letzteren finde ich bald: einen zu´nen Kanuverleih mit einer schönen Wiese mit Laubbäumen. Die erste bequeme Landemöglichkeit seit VAYRAC! Sehr schön.

Da ich nicht genug Wasser habe, nehme ich’s aus dem Fluss. Das Hochwasser dürfte das Meiste beseitigt haben, und das mitgenommene Micropur verschafft mir zusätzlich zum Kochen Sicherheit. Hunger habe ich eigentlich keinen. Oder bin ich nur zu faul zum Kochen? Nein, eigentlich nicht, ich habe wirklich noch keinen Hunger. Im Urlaub scheint mein Körper entspannter auf seine 3 - 4 kg Übergewichtsreserve zurückzugreifen. Brot habe ich keins mehr bekommen (in Bretenoux war die Bäckerei wegen des Markttages zu, unterwegs bei der Taxifahrt gab’s keine offene Bäckerei, danach kam nichts mehr). Zum Kochen habe ich genug, aber dann esse ich genussvoll einfach Tiroler Jägersalami mit rohen Zwiebeln und als Nachtisch einen Roquefort-ähnlichen Käse aus der Gegend.

Schmecken Zwiebeln (auch roh) so gut, weil Zwiebeln zu den wenigen ungedopten Obstsorten zählen?

Abends besuchen mich ein paar Glühwürmchen. Später klart der Himmel auf, für ein Weilchen ist sogar die Milchstrasse zu sehen. Das bleibt in den nächsten Tagen so: vormittags etwas Regen oder mindestens bedeckter Himmel, am Spätnachmittag lugt schon mal die Sonne hervor, dann zieht es sich wieder zu, spätabends ein bisschen Milchstrasse.


Château de Belcastel